Entstehungsgeschichte der Kriegerkapelle in Idesheim

Text/Recherche: Wolfgang Wenzel

Die Kriegergedächtniskapelle oder Kriegerkapelle auf dem Friedhof von Idesheim hat eine wohl für die meisten Leser unbekannte Vorgeschichte. Vor einiger Zeit meldete sich die Enkelin (Christel Hermens) von Nikolaus Mertes. Herr Mertes war in der Zeit um 1920 Dorfschullehrer in Idesheim. Frau Hermens übergab der Gemeinde Idesheim einige Postkarten aus dieser Zeit. Aus dem Gespräch mit ihr ergab sich dann auch, das in Idesheim zu dieser Zeit Theaterstücke im Wald aufgeführt wurden. Die Spielstätten befanden sich laut mündlichen Überlieferungen von Idesheimern in Erdelchen am Drehplatz und an der Abzweigung Hofgartenstrasse zum Königsberg. Als Idesheimer erkannte ich einige dieser Postkarten aus dem Nachlass meines Vaters. Was ich jedoch nicht wusste, das Theaterstück wurde zur Finanzierung der Kapelle aufgeführt. Mehr noch, das Stück „Elmar“ muss wohl so erfolgreich gewesen sein, dass man es zwei Jahre lang aufführte. Aber wie ich erfuhr wurden drei verschiedene Theaterstücke aufgeführt. Die Titel waren: „Spartakus“, „Wilhelm Tell“ und „Elmar“. Das Stück Elmar war wohl das erfolgreichste und letzte Stück das in Idesheim gespielt wurde.

Postkarte mit Vermerken der Theateraufführung in Idesheim- 1920
Nikolaus Mertes-Dorfschullehrer in Idesheim von 1918-1927. Initiator des Theaterstücks und des Theatervereins

Spartakus-Wilhelm Tell und Elmar wurden aufgeführt?

Bei meinen Recherchen fiel mir vor allem ein handschriftlicher Kommentar auf einer der Postkarten auf. “ Elmar wird auf der Thingstätte verurteilt“ und „Goro“ war da zu lesen. Deshalb können wir heute mit Sicherheit davon ausgehen das es sich bei einer der Aufführungen um ein Theaterstück auf Basis des Versepos „Dreizehnlinden“ von Friedrich Wilhelm Weber( 1813-1894) handelt. Und dieses Stück wurde u.a. vom Dorfschullehrer Nikolaus Mertes initiert und umgesetzt. Es hat wohl aber auch der Pfarrer von Idesheim bei den Vorbereitungen geholfen erzählt man sich in Idesheim.

Bei „Elmar“ geht es um die Christianisierung der Sachsen und um eine Frau, Hildegunde, die Tochter des Grafen. Um die Gunst auf sich zu ziehen, steckt Goro den Hof des Grafen in Brand, um es dann dem Hauptakteur des Theaterstücks, Elmar, in die Schuhe zu schieben. Elmar wird darauf hin verurteilt, er verliert all seinen Besitz und wird als vogelfrei erklärt. Der eigentliche Brandstifter wird natürlich erst später enttarnt.

Wer etwas mehr über das Versepos von Friedrich Wilhelm Weber erfahren möchte, findet hier eine Erklärung aus dem Jahre 2018 in der Heimatzeitschrift aus Höxter(ab Seite5). Die komplette Literatur von “ Dreizehnlinden“ ist auch heute noch verfügbar und im Internet( z.B. als E-Book bei Amazon) erhältlich. Weitere Infos wie so ein Theaterstück mit dem Hauptdarsteller Elmar ausgesehen haben kann, findet sich hier.

Wir haben leider keine Informationen, wer auf den einzelnen Bildern zu sehen ist. Leider wissen wir auch nicht ob die Bilder von einem Stück oder bei verschiedenen Stücken aufgenommen wurden. Es ist aber gut möglich, dass diese Postkarten in der einen oder anderen Fotokiste von Idesheimern zu finden sind. Vielleicht ein Hinweis, dass einer der Vorfahren bei dem Theaterstück mit gewirkt haben könnte? In der Satzung(siehe unten) finden sich die Namen der Vereinsmitglieder. Sehr wahrscheinlich haben diese Mitglieder auch bei dem Stück mit gewirkt.

Nachtrag:

Im Jahre 1922 wurde in Idesheim der Verein “ Theatergemeinde Idesheim“ gegründet. Die Satzung, die Namen des Vorstandes und die Vereinsmitglieder haben wir im Nachgang von Frau Hermens erhalten. An dieser Stelle nochmal ein ganz herzliches Danke schön an die Familie Hermens aus Baumholder für Ihre Mühe und die Beantwortung unserer Fragen.

Weitere Dokumente(PDFs) zum Theaterverein Idesheim könnt ihr hier herunterladen/einsehen:

Satzung und Mitgiederverzeichnis aus dem Jahre 1922-hier einsehbar
Vereinsgründung-Bestätigungsschreiben vom Amtgericht Bitburg-hier

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